TinkerToys

Wir haben uns mit dem Co-Gründer Sebastian Friedrich von TinkerToys getroffen und über kindergerechte CAD-Software, 3D Druck und die Zukunft der Spielwarenbranche gesprochen.

Die 3 Gründer von TinkerToys - Sebastian Friedrich, Sebastian Schröder und Marko Jakob - lernten sich als Kollegen bei einer Unternehmensberatung kennen und stellten bald die Absicht, etwas Eigenes zu gründen, als Gemeinsamkeit fest. Das Trio ist ein heterogenes Team, dass verschiedene Kompetenzen vereint. Sebastian S., zweifacher Familienvater, wünschte sich, die Kreativität von Kindern zu fördern sowie den Umgang mit den neuen Medien. Marko brachte sein kaufmännisches KnowHow ein und Sebastian F., studierter Wirtschaftsingenieur, forschte vorher im Bereich 3D-Druck und hatte bereits am Aufbau eines Makerspace mitgewirkt. Vor seiner Zeit mit TinkerToys war Sebastian ausschließlich in Kleinstunternehmen und Startups tätig und konnte aus diesen Zeiten einiges an Gründerwissen mitbringen.

Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war der 3D Druck und die Frage, für welches Produkt sich die Technik am besten eignen würde. Schon damals gab es für den 3D Druck leuchtendes Farbmaterial und die Idee, farbenfrohes Spielzeug zu produzieren war bald gefasst. Die Herausforderung stellte der Spielzeugmarkt dar, der hart umkämpft ist und von standardisierter Massenware dominiert wird, die schnell und in großer Auflage produziert werden kann. Wie müsste Spielzeug sein, dass ein 3D Druck für die Herstellung Sinn macht?

Spielzeug neu gedacht

Kosten und Aufwand machen nur dann Sinn, wenn man sich auf die Nische individuelles Spielzeug fokussiert. Das Kinder ihr eigenes Spielzeug am Bildschirm entwerfen und anschließend dank 3D-Drucker in den Händen halten können, war und ist die Grundidee von TinkerToys. Das 2015 gegründete und in Lindenau ansässige Unternehmen ist das Ergebnis aus der Überlegung, wie man auf nachhaltigem Wege, die 3D-Druck Technologie mit einer guten Produktidee verbinden kann. Durch TinkerToys haben Kinder die Möglichkeit am Bildschirm ihr eigenes Spielzeug zu designen mittels einer kindgerechten CAD Software, die auf dem Baukasten-Prinzip basiert.

Ganz simpel erklärt, startet man in dem Programm mit einem Grundelement, das durch weitere Module ergänzt werden kann. Im Ergebnis kommt man so zu einzigartigen und individuellen Kreationen.

Der Mehrwert dieser Idee zeigt sich dabei bei allen “Produktionsschritten”: durch die eigene Bedienung der Software wird nicht nur die Kreativität gefördert. Ganz allgemein wird den Kindern das Bauen von Dingen beigebracht, dazu gehört räumlich zu denken, Probleme zu lösen und Digitalwerkzeuge zu nutzen. Wie baue ich ein Spielzeug, dass nicht nur auf dem Bildschirm, sondern auch in 3D funktioniert. Auf eine altersgerechte Weise erlaubt die Idee von TinkerToys das freie Entfalten der Fantasie und das “ein-Spielzeug-bekommen” wird ergänzt durch einen persönlichen Bezug und Teilhabe.

Lernen als Mehrwert

Die Chancen, der auf Massenware basierenden Spielebranche Käufer abzugewinnen, schätzt Sebastian als reell ein. TinkerToys wird niemanden davon abhalten können, dass nächste Massenprodukt zu kaufen - aber darauf fokussiert das Unternehmen auch nicht. Vielmehr haben die Gründer Diejenigen im Blick, denen der Mehrwert beim Spielzeugkauf wichtig ist. Wer das Unternehmen TinkerToys allein auf das fertige Produkt reduziert, verkennt den Mehrwert der Idee. Es soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie man mit den modernen Möglichkeiten Dinge selber machen kann. Neben den klassischen Handwerksberufen eröffnen Digitalwerkzeuge neue Arten, etwas herzustellen. Die Schritte Programmieren und Konstruieren erlauben dann neue kreative Prozesse die beispielsweise im Endschritt in einem Roboter resultieren. Ein Bereich, in den TinkerToys in Kooperation mit ausgewählten Partnern künftig mehr investieren will. Bezogen auf die Software, die TinkerToys nutzt, heißt das, dass die Grundmodule sowohl durch Elemente als auch Funktionen erweitert werden können und der adaptive Charakter weitergedacht wird.

Designstationen in Schulen & Einkaufszentren

TinkerToys hat sich mittlerweile auch auf die Organisation von Workshops spezialisiert, was besonders häufig von Schulen und Einkaufszentren genutzt wird. In Schulen kommt in unterschiedlichem Maße sowohl die Soft- als auch die Hardware zum Einsatz. Dadurch lassen sich ganze Projektwochen konzipieren, die verschiedene Fächer verbinden und Lerninhalte einmal ganz praktisch vermitteln. Schulen nutzen dieses Angebot häufig für die unteren Klassenstufen.

TinkerToys unterhält seit einiger Zeit eine Kooperation mit den HABE-Digitalwerkstätten, lokale Filialen bzw. Workshop-Stores, die stark auf das Thema digitale Bildung mit Schwerpunkt Programmieren fokussieren. Für TinkerToys ist diese Kooperation in erster Linie ein Multiplikator, auf Grund der Bekanntheit und Reichweite der Marke HABA. Die mobile Variante der HABA Werkstätten arbeitet dabei häufig mit Schulen zusammen, was die Positionierung in diesem Bereich stärkt.

Auch in Einkaufszentren realisiert TinkerToys im Stil eines PopUp-Stores Themenwochen für Kinder und Passanten. Dadurch wird die Aufenthaltsqualität in den Zentren wesentlich erhöht und die Resonanz ist durchgängig positiv. Passend zum Nachhaltigkeitsgedanken druckt TinkerToys mit Biokunststoff auf Basis von Maisstärke, der umweltfreundlich, kompostierbar und BPA frei ist.

TinkerToys: damals und heute

Nach einigen Jahren TinkerToys und viel gewonnener Erfahrung hat das Unternehmen einiges gelernt. Die tatsächliche Käufergruppe ist eine andere, als anfangs angenommen. Das Ziel war ursprünglich in den Privatkunden-Bereich zu kommen und Filialen zu eröffnen, daher dezentral an vielen kleinen Standorten zu produzieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich dies kaum wirtschaftlich realisieren lässt. Eine weitere Erfahrung ist auch, dass es schwerer als gedacht ist, auf dem Spielzeug-Markt eine neue Marke zu etablieren, was wesentlich mit dem Marketing-Budget zusammenhängt. Spielwaren gehören zu den letzten Branchen, die häufig vor Ort im Fachhandel nachgefragt werden. Damit ist der Anteil des Online-Handels sehr klein, was für Unternehmen wie TinkerToys - die nur online agieren - die Herausforderung ausmacht. Die relevante Frage, die das Unternehmen daher beantworten muss, ist: wie werden wir gefunden? Die Idee, Spielzeug unter Anwendung von Digitalwerkzeugen selbst herzustellen ist sehr neu, innovativ und bisher noch unbekannt. Auf Grund dessen richtet sich ein großer Teil der Bemühungen darauf, Aufmerksamkeit und Bewusstsein für diese neue Idee zu schaffen. Es geht darum grundlegend eine Nachfrage für das Spielzeug selber-machen-wollen zu schaffen.

Gegenwärtig ist das TinkerToys-Team 6 Personen stark und mit Standorten in Leipzig und Magdeburg vertreten. Tendenziell hat sich das Unternehmen das Ziel gesetzt im Segment der individuellen und umweltfreundlichen Spielwaren sowie im Bereich digitale Bildung, die eigene Position weiter auszubauen. Dies geht einher mit dem Bestreben tendenziell auch das Event- und Workshop-Geschäft zu erweitern.

Tipp für Gründer

Sebastian’s Tipp für Gründer: nie die Finanzierung des Gründungs-Projektes aus dem Blick verlieren! Des weiteren empfiehlt er, auf die Kompetenzverteilung im Team zu achten, so dass im besten Fall ein ausgewogenes Verhältnis herrscht und Expertisen gut verteilt - vor allem das solche vertreten sind, die für die Unternehmung relevant sind.

Nachgefragt bei Sebastian Friedrich, Co-Gründer von TinkerToys

Warum gerade Leipzig?

Ich zog für einen Job nach Leipzig und möchte die Stadt nicht mehr missen – es ist wirklich schön hier insbesondere im Leipziger Westen.

 

Dein Leipzig-Geheimtipp?

Plagwitz mit seinen Kanälen ist wunderschön. Eine tolle Atmosphäre, weswegen ich mir in diesem Viertel auch eine Wohnung gesucht habe.