Betoniu

Wir haben uns mit Felix Benhold von Betoniu getroffen und uns über über Beton-Kreationen mit Aha-Effekt, echte Handwerkskunst und die Förderlandschaft Leipzig unterhalten.

Im Westen von Leipzig zwischen Plagwitz und Grünau ist die Manufaktur Betoniu ansässig, die wie der Name vermuten lässt, Beton verarbeitet, um formvollendete Designstücke zu erschaffen. Das Unternehmen wurde 2006 gegründet und ist auf die Verarbeitung hochwertiger Betonmischungen zu Designobjekten spezialisiert.

Neustart oder Relaunch - die Neuausrichtung des Unternehmens

Felix selbst ist studierter Bauingenieur und als angestellter Geschäftsführer seit 6 Jahren bei Betoniu. Damals stand das Unternehmen an einem wichtigen Entscheidungspunkt: zwar lief der Betrieb schon einige Jahre, jedoch war kaum Wachstum vorhanden und die zukünftige Richtung ungewiss. Daraufhin stellte sich die Frage des weiteren Vorgehens, mit dem Ergebnis alles auf Anfang zu setzen und von vorn anzufangen allerdings unter Einbezug grundlegender Neuerungen basierend auf den Erfahrungen der letzten Jahre. An diesem Punkt kam Felix zu Betoniu, der den Gründer Thomas Rehder über Umwege kennenlernte. Ein sowohl kreativer als auch guter Unternehmer, wie Felix erzählt. Eine Kombination, die selten vorkommt und durch die praktische Veranlagung des Bauingenieurs bestens ergänzt wurde. Er brachte den Blick von außen und den nötigen Abstand mit, sodass die Basis gelegt & grundlegende Strukturen etabliert werden konnten, die das spätere Wachstum mit internationaler Reichweite ermöglichten. Ebenso optimierte Felix einige Vorgänge, wodurch Ressourcen frei wurden. Ein Fokus war unter anderem der Einkauf, der wesentlich den Gewinn bestimmt und neue Kapazitäten für Investitionen schuf.

Manufaktur statt industrielle Massenfertigung

Heute steht Betoniu vor allem für Expertise im Bereich des Baustoffes Beton und natürlich zeitloses Design. Die Mitarbeiter kennen nach Jahren ihren Grundstoff ganz genau, wissen um die Eigenheiten, den Einfluss von Parametern wie der Luftfeuchtigkeit in der Werkstatt, die Zusammensetzung und Farbmöglichkeiten. Wer einmal ein Stück aus der Manufaktur in der Hand hatte, weiß, wie die glatte Oberflächenbeschaffung überraschen kann. Gegenüber anderen Materialien überzeugt der Baustoff durch seine Robustheit und findet drinnen wie draußen einen Platz ohne Schaden zu nehmen. Aus dem groben Material etwas formschönes & augenfälliges zu machen, hat das Team über die Jahre perfektioniert. Die gute Qualität der Produkte ist nicht zuletzt der hochwertigen und sorgsamen Handarbeit geschuldet. Neben Beton hat es Betoniu über die Jahre zudem verstanden auch andere Materialien wie Holz, Glas und Metall in die Kreationen zu integrieren. Bei der Auswahl der dafür nötigen Zulieferer legt das Unternehmen viel Wert auf regionale Partner, da zum einen so eine direkte Kommunikation gewährleistet werden kann und zum anderen das lokale Netzwerk gestärkt wird. Insbesondere die Fertigung neuer Produkte oder Sonderanfertigungen bedingen eine intensive Planungsphase, da oftmals einmalige Materialmischungen notwendig sind. Für diesen Prozess ist der enge Kontakt mit den Kooperationspartner besonders sinnvoll.

Design & Funktionalität

Ein Großteil der Produkte wurde selbst designt und teilweise auch prämiert. Der Beton Hocker Lito 1, der aus Beton und einer luftigen Stahlrohrkonstruktion gemacht ist, gewann 2016 den begehrten German Design Award des Rat für Formgebung. Neben dem hauseigenen Design prägen individuelle Auftragsarbeiten und Designkooperationen mittlerweile wesentlich die Auftragslandschaft, wodurch sich das Kerngeschäft der Manufaktur erweitert hat. Heute gehören Designstücke, die aus Kooperationen hervorgingen, bereits zu einem Eckpfeiler des Unternehmens. In Leipzig gefertigte Bauteile gehen in die ganze Welt hinaus und werden von verschiedensten Designern genutzt sowie weiterverarbeitet. Dabei entstanden gerade im Bereich Lampen einige Werke, die internationales Renommee erreichten. Zu den neueren Modellreihen von Betoniu gehören massive Brandschutzmöbel, die Funktionalität und Designanspruch miteinander verbinden und der höchsten Sicherheitsstufe entsprechen. Ein Angebot das besonders öffentliche Einrichtungen anspricht, die erhöhten Sicherheitsauflage unterliegen.

Betoniu: damals & heute

Damals zählte das Unternehmen drei Mitarbeiter, heute sind es 10. Momentan beschäftigt Betoniu auch sehr erfolgreich zwei Asylbewerber, deren Integration in den Betriebsablauf beispielhaft gelungen ist. Zu den Stärken des Unternehmens zählt Felix auch die familiäre Atmosphäre: das Team ist relativ klein, man arbeitet teilweise seit Jahren zusammen und die Stimmung ist durch Vertrauen und Wertschätzung geprägt.

Und weiteres Wachstum kündigt sich an, das neue Fragen bedingt, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht final geklärt sind, da viele Aspekte bei solchen Entscheidungen beachtet werden müssen. Mehr Mitarbeiter bedingen nicht automatisch einen höheren Output. Ebenso ist eine räumliche Vergrößerung mit zusätzlichen Kosten verbunden, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Gute Planung zeigt sich im Detail. In welche Richtung das Wachstum gehen wird, ist noch offen, jedoch wird der Fokus weiterhin auf der Qualität liegen und dem Erhalt der Grundidee: zu zeigen, was Beton alles kann.

Tipp für Gründer

Als abschließenden Tipp für Gründungswillige und Startups verweist Felix auf die äußerst günstigen Bedingungen des Standort Leipzigs: die Region gilt nicht ohne Grund als hervorragende Förderlandschaft, wobei die potenziellen Möglichkeiten viel zu wenig genutzt werden. Oft bleiben Mittel aus lokalen-, ländereigenen- als auch EU-Fördertöpfen ungenutzt. Er empfiehlt daher sehr, die Kommunikation mit den betreffenden Stellen als auch den Rat der ausgeschriebenen Ansprechpartner zu suchen. Es gibt Hilfen in den unterschiedlichsten Bereichen, die gerade Startups einfach nutzen sollten.

Nachgefragt bei Felix Benhold, angest. Geschäftsführer von Betoniu

Seit wann bist du in Leipzig? Warum gerade diese Stadt?

Ehrlich gesagt, wohne ich gar nicht in Leipzig, sondern in Halle. Ich bin überall herumgekommen, allerdings hat es mich in die Heimat zurückgezogen, gerade auch, weil die Region Leipzig so an Attraktivität zugenommen hat. Das allgemeine Miteinander ist hervorragend und bisher kam mir auch gerade im
Geschäftsbereich niemand unter, mit dem ein gutes Arbeiten nicht möglich war. Ich kann nur gutes über Leipzig sagen.

Dein Leipzig-Geheimtipp?

Das Lokal China Brenner in Plagwitz. Hier hatte ich meine erste Silvesterfeier in Leipzig sowie großartige und sehr schöne Kochkurse. Die Küche ist sehr spezialisiert auf eine bestimmte Region Chinas und absolut zu empfehlen.